Aus Rot wird Grün: Das ist kein Plan mehr. Die Umwandlung des Tennen- in einen Kunstrasenplatz beim ASV Harthausen ist beschlossene Sache. Die Jahreshauptversammlung hat am Mittwochabend einstimmig dafür gestimmt. Das (Finanz-)Konzept hat überzeugt. Auch die Politik steht dahinter.
Der klaren Entscheidung vorangegangen waren zwei Stunden umfassende Information und kritische Fragen aus dem Kreis der 80 stimmberechtigten Mitglieder in der Klaus-Bartholomä-Halle. Vorsitzender Axel Hoffmann, Fußball-Abteilungsleiter Nico Eisensteck und Vereinsmitglied Gerhard Schwarz legen dar, warum die Umwandlung sein muss: nachhaltiges Investment, weniger und einfacherer Pflegeaufwand, ganzjährige Nutzungsmöglichkeiten für alle Mitglieder, mehr Attraktivität des Vereins für Familien mit Kindern, aber auch für Spieler, ein genereller Imagegewinn. „Nie war die Chance auf Realisierung so gut wie jetzt. Das ist eine einmalige Gelegenheit“, betont Hoffmann. Er bezieht sich darauf, dass über das Vorhaben schon seit Jahren nachgedacht wird (wir berichteten mehrfach). Er weist aber mehrfach im Verlauf des Abends eindringlich darauf hin: „Das gelingt aber nur, wenn ihr alle mitmacht, mit anpackt, es wollt.“ Am Ende gehen alle Hände im Saal nach oben. Es gibt drei Enthaltungen. Der aktuell 719 Mitglieder zählende Sportverein geht das Vorhaben an.
Schwarz emotional
„Das Finanzkonzept steht. Wir schaffen das. Der Verein ist in einer tollen Verfassung. Wir sind überzeugt von dem Projekt“, steigt Schwarz mit einem emotionalen Appell an die Versammlung in seinen Vortrag ein. Der frühere BASF-Manager und Sprecher der Kunstrasenplatz-Planungsgruppe stellt das Zahlenwerk im Detail vor. 770.000 Euro soll die Umwandlung danach insgesamt kosten. Die Auswertung dreier Angebote gemeinsam mit dem inzwischen an Bord geholten und auf solche Projekte spezialisierten Architekten Matthias Braun (Büro MBPlan) aus Frankenthal ergibt 690.000 Euro. Zehn Prozent für „Unvorhergesehenes“ seien draufgeschlagen. Aufgebracht werden soll das Geld unter anderen über Eigenmittel, dem Parzellenverkauf des neuen Platzes (85 Euro pro fünf Quadratmeter), Spenden, Sponsoring (190.000 bis 225.000 Euro), Fördermittel von Land, Kreis und Kommune, Verbänden und Organisationen, etwa 30.000 Euro an Eigenleistung beim Bau sowie Kredite. „Mehr als 1000 Euro Belastung im Montag für den Verein kommen nicht heraus“, versichert Schwarz. Ein moderner Kunstrasenplatz – „das ist kein Gummi mehr, sondern gemahlene Olivenkerne oder Mais-Granulat als Untergrund“ halte 15 bis 20 Jahre. Dann müsse wieder ein neuer Belag drauf.
Voraussetzung für den Erhalt der umzäunten Anlage sei die gute Pflege. Deshalb soll das notwendige Gerät angeschafft werden. Auch diese Beträge stecken laut Schwarz bereits in den Gesamtkosten. „Das ist ein Pflegeauftrag, über die Ausführung wird Buch geführt, das ist auch relevant für eventuelle Garantieleistungen des Herstellers“, kehrt Vorsitzender Hoffmann die auf den Verein zukommenden neuen Aufgaben hervor.
Die ASV-Verantwortlichen rechnen noch in diesem Jahr mit der Erteilung der Baugenehmigung. Die 90 Seiten umfassenden Unterlagen seien so gut wie komplett. Das noch fehlende Ergebnis der Bodenuntersuchung soll bis September vorliegen. Mit einer Genehmigung könnten Förderanträge gestellt werden. Das Werben um Spenden und Sponsoren könne jetzt schon anlaufen.
Die geplante Umwandlung stellt nach dem detaillierten Vortrag kein Mitglied in Frage. „Wir wollen das, finden den Weg grundsätzlicher richtig“, sagen mehrere Teilnehmer. Skeptisch sind sie aber auch – vor allem bei der erwarteten schnellen Genehmigung („blauäugig“), beim hohen Anteil der Eigenleistung, ob die richtige Pflege zu schaffen ist, weil der Fußballplatz im Wald liegt („viel Laub und Schmutz“), beim Eintreiben von Spenden sowie dem Verkauf der Parzellen und beim 20-prozentigen Anteil Förderung durch die „finanziell klamme Gemeinde, die noch mehr teure Aufgaben zu leisten hat“, wie ein Ratsmitglied einwendet.
Schaust zuversichtlich
Bürgermeister Rainer Schaust, wie der Beigeordnete Matthias Löffler und die Beigeordnete und ASV-Vorstandsmitglied Lisa Ball in der Halle anwesend, stellt aber sofort klar. „Ja, das ist eine Herausforderung. Aber wir, also alle Fraktionen im Rat und ich sehen die Umwandlung des Platzes als Zukunfts- und als großes Infrastrukturprojekt für die Gemeinde.“ Man gehe das positiv an, sagt er volle Unterstützung der Politik zu. „Ich kann nichts versprechen, aber wir sind guter Dinge, dass wir das bei der Aufsichtsbehörde entsprechend darstellen können“, sagt er. „Irgendwann muss man anfangen.“ Für seine Aussage erntet Schaust donnernden Beifall.
Auch die Frage nach dem Fall des Scheiterns – etwa keine Baugenehmigung, keine Spender, keine Zuschüsse – wird gestellt. Die Sprecher beruhigen. „Im ersten Schritt bis zur Baugenehmigung entstehen höchstens 10.000 Euro Kosten. Die trägt die Fußballabteilung. Das Geld hat sie“, sagt Eisensteck. „Zweckgebundene Spenden und Sponsorengelder werden in dem Fall natürlich zurückgezahlt“, versichert Schwarz. „Ein Risiko besteht immer. Wir gehen aber nicht blauäugig daran. Wir haben es durchkalkuliert. Wir müssen es wollen, mithelfen und daran glauben“, sagt Hoffmann. Das abschließende Votum ist eindeutig.
Daten und Fakten
Auf 20.926 Euro hat der ASV Harthausen seinen Gewinn im Jahr 2024 verdoppelt. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch mitgeteilt. Insgesamt entwickele sich der Verein sehr gut und hat viele neue Pläne, hieß es. Ende 2024 zählte der ASV 716 Mitglieder. Alle Vorstands- und Ausschussposten seien besetzt, teilte Vorsitzender Axel Hoffmann mit. Allerdings: Dringend müssten sich noch mehr Mitglieder aktiv in die Arbeit in den Gremien einbringen, forderte er unmissverständlich.
Mit der Entwicklung der vorhandenen Abteilungen Fußball, Gymnastik. Leichtathletik und Tischtennis ist der Verein teils mehr als zufrieden. Neues plant er gleich in mehrfacher Hinsicht: Ein Frauen-Fußballteam von Über-32-Jährigen soll an den Start gehen. Es gebe großes Interesse auch ehemaliger Spielerinnen im Dress des ASV, auf den Platz zurückzukehren – getreu dem Motto „Lebenslang Grün-Weiß“. Im September wird erstmals eine Walking-Football-Gruppe im Verein das Training aufnehmen, und das Fußball-Ortsturnier hat sich nach Angaben von Abteilungsleiter Nico Eisensteck inzwischen etabliert. Die Vorbereitung für die Neuauflage 2026 laufen bereits.
Auch am Tabakdorffest und am Weihnachtsmarkt wird der Verein wieder teilnehmen. Daneben sind weitere Veranstaltungen am Sportgelände geplant. Der ASV ehrte Bernd Hoffmann für 50 Jahre Mitgliedschaft, Sylke Jakoby, Sebastian Klein, Patrick Kuhn, Kevin Pröll für 25.